(Zitat von Simone de Beauvoir)
Machen wir uns nichts vor: niemand altert gern. Obwohl wir von Geburt an altern, und eigentlich genügend Zeit haben, uns daran zu gewöhnen.

Als Kind habe ich jeden Geburtstag herbeigesehnt. Ab 12 wollte ich möglichst schnell 18 werden, um selbst über mein Leben bestimmen zu können. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl: mit 20 ist das Leben vorbei. Das erwies sich als Irrtum, die 20er waren bewegt. Auf eine Berufsausbildung folgte das Studium, und schließlich der Aufbruch in die Welt. Mit 30 fand ich mich in Ankara wieder, und eine Kollegin sagte: jetzt geht der Spaß erst richtig los. Ich war skeptisch, aber sie sollte recht behalten.

30 Jahre vorspulen (ja, in meiner Jugend gab es Tonbänder, und später Videos) – und ich saß als 60jährige auf dem Balkon in Athen. Ein warmer Abend, vor mir ein Glas Weißwein, und im Kopf der unerhörte Gedanke: es könnte bald vorbei sein mit der Berufstätigkeit. Bis dahin stand für mich fest, dass ich so lange wie möglich arbeiten wollte. Aber je näher das reguläre Rentenalter rückte, desto mehr dachte ich darüber nach, wie das Leben danach weitergehen sollte. Meinen Beruf als Bibliothekarin habe ich geliebt, und sehr gern für das Goethe-Institut gearbeitet. Gerade deshalb wollte ich rechtzeitig aufhören. Solange ich noch frische Ideen habe und nicht diejenige bin, die alles schon mal gemacht hat und deshalb keine Lust mehr auf Neues spürt.
Es wurde also Zeit, sich Gedanken zu machen über den Ausstieg aus dem Berufsleben und dem Einstieg in das selbstbestimmte Leben. Dabei war ein weiterer Gedanke von Simone de Beauvoir hilfreich.

In meiner ersten feministischen Phase war sie mein Idol, später erschien sie mir zu bürgerlich. In den letzten Jahren habe ich sie als Philosophin und Autorin wieder schätzen gelernt. Neben ihrem Hauptwerk „Das andere Geschlecht“ (das ich gerade wieder lese) hat Simone de Beauvoir einen Essay über das Alter verfasst. „Für die Gesellschaft ist das Alter eine Art Geheimnis, dessen man sich schämt und über das zu sprechen sich nicht schickt.“ schrieb sie 1970. Das hat sich seither geändert, es wird darüber gesprochen und geschrieben. Wenn auch das Alter oft genug nur als Problem erscheint, oder als weiterer Anlass zur Selbstoptimierung.
Aber jede und jeder muß sich darüber klar werden, was das gute Altern für sie oder ihn persönlich bedeutet. Besonders dann, wenn das Berufsleben endet, das einem bisher die eigene Wichtigkeit zu bestätigen schien. Es heißt also, sich über sich selbst klar zu werden.
Dies will ich hier im Blog tun, und das Alter als bewußtes, aktives Altern zu gestalten. Dabei will ich Bücher, Podcasts und andere Quellen zu Rate ziehen. Diesen Prozess und meine Fundstücke möchte ich gern mit Euch teilen und freue mich auf Eure Kommentare dazu.
